Bischofseinführung in Hermannstadt

Kleine Kirche der Zukunft
Feierliche Einsetzung von Reinhart Guib zum 36. Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien / Von Hannelore Baier

Hermannstadt – Reinhart Guib (links im Bild) wurde am Sonntag zum 36. Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien eingeführt. Vor zwei Wochen war er von der 77. Landeskirchenversammlung in dieses Amt gewählt worden, gegen die Wahl war bis Samstag kein Einspruch erhoben worden und demnach erklärte der Landeskirchenkurator sie als rechtskräftig.

Die Einführungshandlung nahm traditions- und kirchen-ordungsgemäß der zuvor in sein Amt eingeführte, ebenfalls vor zwei Wochen neugewählte Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli vor. Assistiert haben ihm Dr. Martin Hein, der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Michael Bünker, der Bischof der Evangelischen Kirche A. und H. B. von Österreich, Deszö Zoltán Adorjáni, der Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche mit ungarischer Verkündigungssprache, und Béla Kató, der Bischofsvikar der Reformierten Kirche.

Die Einsegnung nahmen auch weitere drei Bischöfe – Karl-Hinrich Manzke, der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, Dr. Hans Mikosch von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, und der emeritierte Bischof Dr. Christoph Klein – vor. Nach dem festlichen Abendmahlsgottesdienst bot die Jugendblaskapelle „Armonia“ aus Sankt Martin/Târnãveni bei klirrender Kälte vor der Stadtpfarrkirche kirchliche und weltliche Lieder, während die mehreren hundert, aus zahlreichen Gemeinden angereisten Gottesdienstteilnehmer dem neugewählten Bischof gratulierten und ihn umarmten. Viele Segenswünsche erhielt er von den aus dem In- und Ausland angereisten Gästen mit auf den Weg, die während dem Festessen im „Römischen Kaiser“ ihre Grußbotschaften sprachen.

Die festliche Einführung des bisherigen Bischofsvikars und Dechanten des Mediascher Kirchenbezirkes zum Bischof hatte traditionsgermäß mit der Versöhnungfeier im Bischofspalais und dem gemeinsamen Gang der Gäste, der Pfarrerinnen und Pfarrer, der Mitglieder des Landeskonsistoriums und der Landeskirchenversammlung über den Großen – und wegen dem Weihnachtsmarkt diesmal auch Kleinen – Ring zur Stadpfarrkirche begonnen. Diese war übervoll, da Gemeindeglieder aus allen fünf Bezirken der Einführung ihres neuen Bischofs beiwohnten. Musikalisch gestaltet wurde der Festgottesdienst von einer aus Hermannstädter Bach- und Mediascher Kirchenchormitgliedern bestehenden Gesangsgemeinschaft unter Leitung von Edith Toth.

In seiner Predigt dankte der neugeweihte Bischof allen die dazu beigetragen haben, dass die Vision seines Vorgängers D. Dr. Klein, einen Nachfolger zu haben, Wirklichkeit geworden ist und ließ die Gottesdienstteilnehmer an seiner Vision einer Kirche für alle und alle für die Kirche teilhaben.
Reinhart Guib sei das Oberhaupt nicht bloß von rund 13.200 Gemeindegliedern in 248 Kirchengemeinden sowie 42 Pfarrinnen und Pfarrern, sondern auch von 82 hauptamtlich kirchlichen Angestellten, sagte Hauptantwalt Friedrich Gunesch und begrüßte als erster Redner den neuen Bischof. Grußworte sprachen Vertreter zahlreicher Kirchen aus Rumänien, darunter Lauren]iu Streza, der orthodoxe Metropolit von Siebenbürgen, und György Jakubinyi, der römisch-katholische Erzbischof von Karlsburg/Alba Iulia. Ihre Verbundenheit mit der kleinen evangelischen Kirche A. B. in Rumänien brachten Repräsentanten der Evangelischen Kirchen Deutschlands und Österreichs sowie des Lutherischen Weltbundes zum Ausdruck. Vonseiten des Deutschen Forums wurde der neugewählte Bischof von Martin Bottesch begrüßt, Hermann Schuller und Alfred Mrass überbrachten die Wünsche des Hilfskomitees bzw. des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.

Die Wahl eines Bischofs Jahrgang 1962 und des zehn Jahre jüngeren Bischofsvikars deutete Dr. Daniel Zikeli als Zeichen für das Vertrauen, dass es eine Zukunft für diese Kirche gibt. In den vergangenen zwanzig Jahren habe die Kirche sich stabilisiert, die Auswanderung ist kein Thema mehr sondern eher die Rück- und Zuwanderung sowie das Zusammenwachsen der Gemeinschaften über die Grenzen hinweg, sagte Bischof Guib. Er sprach sich für das Erarbeiten eines Konzeptes aus für das flächendeckende Bemühen um das Bewahren und Verwerten der Liegenschaften, um dadurch die Gemeinden zu stärken.

Quelle: Allgemeine Deutsche Zeitung