Schon im Vorjahr als das 60-jährige Bestehen der Zeidner Heimatortsgemeinschaft in Deutschland begangen wurde, beschlossen die hiesige Kirchengemeinde mit dem Vorstand der Heimatortsgemeinschaft bei ihrer Begegnung in München, die vierte Begegnung im Sommer 2014 in Zeiden zu organisieren. Und einen besonderen Grund dazu gab es: Die Wiedereinweihung der durch Orgelbauer Hermann Binder restaurierten Prause-Orgel.
Nun war es so weit. Drei Tage dauerte die 4. Begegnung der Zeidner, die am Freitag, dem 8. August, im Hof der Kirchenburg eingeleitet wurde. Es war ein sehr reiches und inhaltsreiches Treffen, wobei auch der Zeidner Ortsgeschichtliche Gesprächskreis tagte, die 110 Jahre seit bestehen des Zeidner Waldbads begangen wurden und dabei der von Helmuth Mieskes dazu dokumentierte Band vorgestellt werden konnte, sowie 140 Jahre seit dem ersten Schulfest. Es gab Aussprachen mit dem Zeidner Bürgermeister über Arbeiten am alten Stadtkern, der Einrichtung eines Heimatmuseums im alten Rathaus, über weitere Zusammenarbeit. Und aus den auch nicht offiziell geführten Gesprächen kristallisierten sich weitere Themen und Vorschläge sowohl für die hiesige Kirchengemeinde als auch für die Zeidner Heimatortsgemeinschaft in Deutschland heraus.
Nach den einleitenden Klängen der Zeidner Blaskapelle bestehend aus nun in Deutschland lebenden Bläsern, geleitet vom „eigenen“ Pfarrer, wie die Instrumentalisten mit Recht verlauten, da ihr Dirigent, der studierte Theologe Reinhard Göbbel dieser neuen Schliff verliehen hat, geistreich bei den Aufführungen einspringt, eine freundschaftliche Atmosphäre geschaffen hat, auf musikalisches Können baut. Auch hatte der Zeidner Berg „keinen Degen, sonst gibt’s bestimmt Regen“, sodass bei schönstem Wetter die zahlreichen Teilnehmer bei Musik, Kaffee und Baumstriezel sich gegenseitig begrüßen konnten.
Das tat dann auch Pfarrer Andreas Hartig, der einleitend betonte, dass die Freude dieser Tage, allen zu verdanken ist, auch wenn man verstreut in der Welt lebt, „Zum Glück haben wir aber eine gemeinsame Wurzel, die Heimat“. Und dieser Wurzel sind sich die Zeidner bestens bewusst.
Begrüßt wurden die Ehrengäste besonderes herzlich nicht nur von Pfarrer Andreas Hartig, sondern auch durch den Applaus der Anwesenden. Rainer Lehni, Vorsitzender der HOG Zeiden in Deutschland, zitierte auch aus dem Gruß des Landeskonsistoriums gezeichnet von Bischof Reinhart Guib, Landeskirchenkurator Friedrich Philippi und Hauptanwalt Friedrich Gunesch. Für die Ortsverwaltung sei dieses ein echtes Fest, betonte Bürgermeister Cătălin Munteanu, der sein Grußwort in deutscher Sprache vorlas. Hans Gärtner, neuer Vorsitzender des Verbands der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften in Deutschland, wollte vor Ort mehr Einblick erhalten, da die HOG Zeiden für ihre vielen Begegnungen, Herausgabe von wichtigen Schriften zur Ortsgeschichte bekannt ist. „Diese Heimattreffen sind Begegnungen für die Seele. So kann man Tradition fortsetzen“ und rief auf, dieses Band der Freundschaft weiter zu verbessern.
Entscheidend trägt die HOG Zeiden, als größte Gruppe zur Tätigkeit der HOG Burzenland bei, unterstrich deren Vorsitzender Karl-Heinz Brenndörfer. „Begegnung bringt diese Zusammenkunft auf den Punkt, und möglich ist das nur wenn Motivation vorhanden ist“, betonte Ortwin Hellmann, Kurator des Kronstädter Kirchenbezirks. Seitens des Ortsforums überbrachte dessen Vorsitzender Paul Jacob einen Gruß, was auch der orthodoxe Pfarrer Ion Cioacă tat. Aus dem Ausland überbrachten noch beste Wünsche Gabrielle Lehmann seitens der Kirchengemeinde Oberes Havelland und Renate Klinger.
Bei der Tagung des Zeidner Ortsgeschichtlichen Gesprächskreises der von Hans Königes moderiert wurde und sich wie jedes Mal als Verein, der die Dinge konkret anspricht, auswies, gab es einen ausführlichen Dialog mit dem Bürgermeister der Stadt der auch weiterhin offen den hier gebliebenen wie ausgesiedelten deutschen Bewohnern gegenüber steht. Anlässlich der Podiumsdiskussion „Zeiden im Blickwinkel von Kirchengemeinde, Kommunalgemeinde, Deutsches Ortsforum, Schule und Zeidner Nachbarschaft. Möglichkeiten und Chancen einer effektiven Zusammenarbeit“ entwickelte sich ein nützlicher Informationsaustausch an dem sich Carmina Vlădilă, Paul Jacob, Rainer Lehni, Pfarrer Andreas Hartig und Wolfgang Wittstock, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt beteiligten.
Innerhalb des am Samstag stattgefundenen Hauptgottesdienstes fand die Wiedereinweihungsfeier der Orgel und Austeilung des heiligen Abendmahls statt. Bischofsvikar und Dechant des Kronstädter Evangelischen Kirchenbezirks, Dr. Daniel Zikeli überbrachte auch den Gruß von Bischof Reinhart Guib anlässlich der Wiedereinweihung dieser „Königin der Instrumente“ wie Mozart die Orgeln bezeichnete. Die Zeidner Orgel, ein Werk des Orgelbauers Johannes Prause (1755 – 1800), befindet sich nach der von Bistritz, an zweiter Stelle in Siebenbürgen. Bischofsvikar Daniel Zikeli bezog sich in seiner Predigt auf die Rolle der Orgel als wesentlicher Bestandteil unserer evangelischen Kirche, wobei sie auch eine Verkündigungsrolle hat.
Kirchenkurator Dipl.-Ing. Peter Fooof richtete den Dank der Kirchengemeinde an den Bischofsvikar, sich an diesem Fest beteiligt zu haben, an alle die zu dieser Restaurierung beigetragen haben. Rainer Lehni dankte allen Spendern wie auch Orgelbauer Hermann Binder, der am Nachmittag sich dann auf einige Aspekte der Reparatur, vor allem aber auch die Eigenschaften dieser Orgel bezog. Diesbezüglich hat Organist Klaus-Dieter Untch eine ausführliche, gut dokumentierte Festschrift erstellt. Auch hat er die Tonqualitäten der Orgel in Worten sehr bildlich vorgeführt. Auch die Organisten Peter Kleinert und Steffen Schlandt zeigten ihre Anerkennung bezüglich der restaurierten Orgel. Im Rahmen von Orgelkonzerten an diesen Abenden, in der Reihe „Musica Barcensis“ konnten die Organisten dieser zauberhafte Töne entlocken.
Die Teilnehmer an der 4. Zeidner Begegnung beteiligten sich danach an einer Gedenkfeier am Friedhof, am Umzug zum Schulfest, hatten Gelegenheit mehrere Kulturdarbietungen zu erleben die von der Stadt organisiert wurden, beteiligten sich an einem Ball und konnten die Bewirtung in der Schwarzburg genießen.
Auch bei diesem Fest war wieder feststellbar, nicht nur, dass die Zeidner die drittgrößte Kirchengemeinde im Kronstädter Bezirk bilden, und die HOG Zeiden die stärkste in der der Regionalgruppe Burzenland ist, sondern vor allem, dass diese weiterhin eine geschlossene Gemeinschaft bilden, die nicht nur auf Tradition bauen, sondern auch die Zukunft ins Auge gefasst haben.
Von: Dieter Drotleff in der ADZ vom 14.08.2014